Geschichte

Die Entstehung der Kirchgemeinde Melchnau
Die Kirche und die Kirchgemeinde in Melchnau können nicht, wie einige Kirchen der Umgebung, auf eine über tausendjährige Geschichte zurückblicken. Nach dem bisherigen Stand der Forschung scheint es, dass erst von 1508 bis 1510, also kurz vor der Reformation, an der heutigen Stelle eine erste Kirche errichtet worden ist. Genau zweihundert Jahre später wurde der heutige Kirchenbau errichtet. Bis zur Reformation war Melchnau Teil des grossen Pfarrsprengels Grossdietwil, der die heutigen Orte Altbüron, Grossdietwil, Fischbach, Gondiswil, Reisiswil, Busswil und Melchnau umfasste. In Melchnau bot jedoch die Burgkapelle auf dem Schlossberg einen gewissen Ersatz.

Mit der Übernahme einer Hälfte der Herrschaft Grünenberg durch Bern ab 1443 wurde die Situation wohl auch für die Schlosskapelle zunehmend schwieriger. 1470 hat zwar der Bernburger Hans Egbrecht von Mülinen, der die andere Hälfte der Herrschaft durch seine Frau, Agnes von Grünenberg, in die Hände bekommen hatte, einen Pfarrer eingesetzt. 1480 verkaufen hingegen seine Erben diese Hälfte ebenfalls an Bern. So begannen die Melchnauer bald darauf mit dem Bau der ersten Kirche, welche die zerfallende Burgkapelle ersetzen sollte, von Bern unterstützt. Somit war zum Zeitpunkt der Reformation Melchnau ohne Schwierigkeiten zur eigenen Kirchgemeinde zu erheben. Zur neuen Kirchgemeinde gehörten fortan bis zum heutigen Tag die Gemeinden Melchnau, Gondiswil, Busswil und Reisiswil.

Kirche Melchnau

So wie sich die Kirche Melchnau zu ihrer Entstehungszeit zeigte, so stellt sie sich auch heute noch grösstenteils dar. Man hat zwar mit der Renovation von 1993/94 keine Rekonstruktion ins Auge gefasst, so wie das einige Jahre zuvor in Madiswil gemacht worden war. Dennoch wollte man in der Gestaltung der Ausmalung das Raumgefühl eines barocken bernischen Predigtsaals des frühen 18. Jahrhunderts wiederherstellen. Besonders schön präsentiert sich die Orgel, die während der ersten Renovation 1837 eingebaut wurde und die im Kern heute noch existiert. 1955 ist ihr Gehäuse stark verändert worden, was man bei der Renovation 1993/94 rückgängig gemacht hat. Nun erscheint ihr Prospekt wieder in der ursprünglichen Gestalt.

Quelle: Melchnau auf dem Weg, Jubiläumsbuch 900 Jahre Melchnau, 2000

Kirche Gondiswil

Bis nach dem ersten Weltkrieg stand den Gondiswilern einzig die Kirche in Melchnau zum Feiern des Gottesdienstes zur Verfügung. 1917 – 1919 entstand der Predigtsaal im Mehrzweckgebäude. Die Kirchgemeinde mietet diesen Saal von der Einwohnergemeinde. 1943 wurde eine Hilfspfarrstelle und 1959 ein Pfarramt in Gondiswil errichtet. Das Gebäude ist im neubarocken Heimatstil erstellt worden und der einfache Predigtsaal ist geprägt durch eine seitliche Bogenempore. Vor dem Gebäude steht eine kleine Glocke, gegossen von Jakob Kuhn 1752.

Quelle: Kirchen im Oberaargau